Cusco: einmal Endstation, bitte

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Im Dezember war ich noch einmal auf Recherchereise für den Reiseführer unterwegs. Diesmal ging es nach Cusco, die Perle der Anden, der Nabel der Welt (wie die Inka früher sagten), die Hochburg der Touristen. Auch beim mittlerweile fünften Besuch immer wieder wunderschön.

Zwar stand meine Anreise unter keinem guten Stern: mein Flug am Mittwoch morgen wurde immer wieder auf spätere Stunden verschoben und zuletzt am späten Nachmittag gecancelt.  Am nächsten Tag um 4.30 Uhr  sollte ein Ersatzflug gehen, sagte man uns. Die Gruppe protestierte wütend, aufgebracht, die Informationspolitik von Peruvian sei miserabel. Berufliche und private Termine mussten gecancelt werden, die Airline sämtliche Kosten für verpasste Züge zum Machu Picchu, Inkatrail usw. übernehmen.  Am Donnerstag im Morgengrauen treffen wir uns also wieder, 30 übermüdete Menschen, wir bestellen starken Kaffee, lächeln uns halb trotzig zu und jubeln innerlich, als wir endlich abheben.

In Cusco angekommen, fahre ich hoch zu Liz und Fabian, meinen Freunden, die mich für die Tage beherbergen. Sie wohnen hoch oben an den Hügeln des archäologischen Parks Sacsayhuaman in einer Siedlung aus Lehmhäusern. Von hier oben scheint das Treiben der Stadt sehr fern, Hunde bellen, es riecht nach Eukalyptusbäumen, die Nachbarn stapfen in Gummistiefeln vorbei, in der Nacht hat es heftig geregnet und die unbefestigten Wege sind aufgeweicht.

Liz und Fabi sind mit ihren beiden Kindern vor einem Jahr aus Lima nach Cusco gezogen. Ein kleines Häuschen neben ihrem eigenen Heim vermieten sie über AirBnB, Chalet Andino SiwaarJoopi nennen sie es – das Quechua-Wort Siwarq’ente bedeutet Kolibri und Joopi bedeutet Eule auf Wallisertitsch, Fabi kommt aus der Schweiz.

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Die Siedlung El Tambillo von Sacsayhuaman aus

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In den nächsten Tagen fahre ich frühmorgens hinunter zur Plaza Mayor, klappere Unterkünfte und Restaurants ab, erkundige mich bei PeruRail und InkaRail nach Zugpreisen nach Aguas Calientes (deutlich gestiegen), Eintrittspreisen zum Machu Picchu (deutlich gestiegen) und Touren in der Umgebung (die beliebteste zur Zeit: der Rainbow Mountain/Cerro Colorido auf 5000 Meter Höhe). Einmal fahre ich bei Sonnenaufgang ins Urubamba Tal, von Pisac nach Urubamba nach Ollantaytambo, viele alternativ lebende Menschen haben sich in den letzten Jahren um Urubamba niedergelassen, es gibt Yogazentren und andere Heilkünste, Schamanismus, vegane Küchen und Zirkusschulen. Manche finden das gut, manche schauen mit Stirnrunzeln auf die Hippies im Tal.

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Fußball spielende Kinder in Ollantaytambo

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Und jeden Abend fahre ich wieder hoch in die Siedlung der Lehmhäuser. Ein einziger Bus fährt dorthin, der grüne Inka Express. Bis zur Endstation bitte, sage ich, „hasta la escuelita en el barrio Ayuda Mutua“ (was für ein schöner Name für einen Stadtteil „Gegenseitige Hilfe“) und die Mitreisenden fragen sich, was die Gringa da oben will. Manche fragen nach, es entspinnen sich nette Gespräche. Auf dem Weg fühlt es sich fast ein wenig weihnachtlich an, die Menschen haben Mützen auf und dicke Jacken an, unten blinkt Cusco mit tausend Lichern, der Himmel über dem Berg hängt voller Sterne. Bei Liz und Fabi gibt es heißen Tee und drei übermütige Kaninchen, die ihre Tochter Wayra auf dem Markt entdeckt hat und die Liz gutmütig gekauft hat. Es wird ein lustiger Abend.

Bis bald, Cusco.

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Ollantaytambo. Bild meines Kollegen Jorge Riveros-Cayo