El pueblo unido…

…jamás será vencido! Ein bekannter Kampfruf der sozialen Bewegungen, bedeutet übersetzt etwa „gemeinsam sind wir stark“. Im Vorfeld des Cumbre de los Pueblos, dem Alternativgipfel zur Weltklimakonferenz in Lima Anfang Dezember, haben sich in Celendín in der Nähe von Cajamarca einige 100 Vertreter sozialer Bewegungen, zivilgesellschaftlicher Organisationen und Netzwerke getroffen, um sich über die Folgen des von Menschen gemachten Klimawandels auszutauschen, sich im Kampf gegen die ungebremste Ausbeutung von Rohstoffen und der „Madre Tierra/Pachamama“ zu vernetzen und Vorschläge für alternative Entwicklungsmodelle (Buen Vivir) zu diskutieren (puh, das war ein langer Satz. Geht aber nicht kürzer 🙂

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caja11caja24Im knatternden Propellerflugzeug sind wir also nach Cajamarca geflogen. Unsere erste größere Reise im Land! Jakob darf vorm Start einmal ins Cockpit und will danach sofort Pilot werden. Falls das mit der Mototaxi-Karriere nichts werden sollte. In Cajamarca kommen wir mit unserem Kollegen Edwin in der Hospedaje Los Jazmines unter, eine Empfehlung eines Kollegen von Grufides (Netzwerkpartner von Red Muqui). Eine sehr gute Empfehlung! Mitten im Zentrum gelegen, mit Garten, Café mit wirklich gutem Kaffee und sehr netten (holländischen) Betreibern. ERoJa bleiben dort und erkunden in den darauffolgenden Tagen die Stadt und Umgebung, während Ma(ttes) mit seinem Kollegen weiterfährt nach Celendín und mit Arbeitsgruppen sozio-ökologische Konflikte und Folgen von Mega-Bergbauprojekten im Land kartiert. Das Ergebnis der Arbeitsgruppen, Workshops und Diskussionsrunden auf diesem dreitägigen Kongress sind konkrete Forderungen an die Politiker des Weltklimagipfels, um auf die verheerenden Folgen des aktuellen Entwicklungsmodells für ländliche Regionen und Bevölkerungsgruppen aufmerksam zu machen.

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Protest gegen die geplante Mega-Mine Conga. In der Region Cajamarca gibt es bereits die Mine Yanacocha, die größte Goldmine Lateinamerikas und die zweitgrößte der Welt.

Mattes kommt glühend vor Inspiration zurück, er hat Hugo Blanco getroffen, den legendären Bauern- und Gewerkschaftsführer und Ex-Guerillero, Lourdes Huanca, Vorsitzende der Frauenrechtsbewegung FENMUCARINAP und andere charismatische Menschen.

Hier ein paar Eindrücke von ihm:

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…und vom touristischen Rahmenprogramm der anderen drei 🙂

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Die offenen Adern Perús

Perú 073Vielen Lagunen (hier: Lagune Parón, 4.170m) droht die Trockenlegung, da das Wasser für den Bergbau benötigt wird. Für die andine Gemeinschaft sind Lagunen jedoch unantastbar und sollten damit unter kulturellem Schutz stehen.

Arbeiten in einem kritischem Kollektiv

Wir wollen euch einen ersten Einblick in unsere Arbeit hier in Lima und Perú geben: Das Red Muqui ist ein Kollektiv, das aus 28 verschiedenen Basis-Organisationen im ganzen Land besteht. Das Netzwerk widersetzt sich dem aktuellen extraktivistischen Entwicklungsmodell, das Naturressourcen ausbeutet, und entwirft Vorschläge für eine neue umwelt-und sozialgerechtere Bergbaupolitik für Perú.

Rohstoffausbeutung schafft wenige Gewinner und viele Verlierer

Durch das neoliberale, kapitalistische Entwicklungsmodell, das in Perú vorherrscht, werden die vielen Rohstoffe des Landes (Gold, Silber, Kupfer, Zink, etc.) ausgebeutet und exportiert. Daran beteiligt sind transnationale Konzerne und Regierungen. Auch die deutsche Regierung hat vor kurzem mit dem peruanischen Präsidenten Humala ein Rohstoffabkommen unterzeichnet, das unterm Strich deutschen Unternehmen leichteren Zugang zu den Ressourcen ermöglicht und dabei weniger Umwelt- und Sozialstandards einhalten muss. Der Traum vieler Peruaner, durch den Bergbau „Entwicklung“ (was auch immer das ist) zu schaffen, ist ein Albtraum. Wer einmal „Die offenen Adern Lateinamerikas“ von Eduardo Galeano gelesen hat, weiß, dass seit der Kolonialisierung die Reichtümer der Länder Süd- und Mittelamerikas im großen Stil geplündert und nach Norden geschafft wurden. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Für die Natur und die Landbevölkerung haben diese Ausbeutung verheerende Folgen: Verschmutzung von Wasser (Quecksilber), Land und Luft (Blei), Landvertreibungen, Arbeitslosigkeit, politische Diskriminierung, u.v.m.

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Der Hunger nach Rohstoffen zerstört das Land. Davon betroffen ist v.a. die große Mehrhzahl der Menschen im ländlichen Perú, die von kleinbäuerlicher familiärer Landwirtschaft lebt. Sich selbst zu versorgen mit Kartoffeln, Mais, Quinua, und einer Vielzahl verschiedener Getreidesorten ist eine jahrhunderte alte Tradition. Dafür benötigen die Menschen Zugang zu ausreichend sauberem Wasser, welcher durch den Bergbau nicht mehr garantiert   ist.

Um diesen zerstörerischen Bergbau zu bändigen und Alternativen vorzuschlagen, haben sich vor einigen Jahren einige aktive Organisationen zum Netzwerk Red Muqui zusammengeschlossen. Im Zentralbüro dieses Kollektivs in Lima arbeiten wir beide unterstützend mit.

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Das hier sind ein paar Themen, die uns und das Red Muqui bewegen.

Kleine Oase in der Wüste

truly1Wir haben von einer grünen Oase namens Ecotrulypark gehört,  etwa 1 Stunde nördlich von Lima an der Panamericana. Oase klingt gut, also packen wir Taschen, Sonnencreme, Inkacola und Kinder ein und fahren hin. Auf dem Weg sehen wir Sand, Geröll, noch mehr Sand. Und dann auf einmal ein grünes Tal. Mittendrin liegt der Ecotrulypark, gegründet und geführt von einer Hare Krishna Gemeinschaft. Sie haben sich dort ein kleines Paradies geschaffen, die viele Reisende anzieht und Menschen auf der Suche nach Alternativen und Sinn. Manche bleiben ein paar Tage als Voluntarios, manche einige Wochen, andere für immer.

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Die Gemeinschaft lebt vegetarisch bis vegan und ernährt sich fast ausschließlich aus eigener Landwirtschaft. Das Essen ist himmlisch. Auf Fleisch und Fisch können wir ein paar Tage gut verzichten. Aber der Kaffee am Morgen fehlt uns. Glücklicherweise gibt es draußen am Strand kleine Stände, die Kaffee in Tütchen verkaufen. Wir werden sofort Stammkunden.

Inspirierend: die aus Lehm gebauten Häuser, Trulys genannt. Yoga morgens um 7. Gemeinsame Mahlzeiten unterm Baum, in dem Hanuman herumtobt, ein kleiner Affe, den die Hare Krishnas adoptiert haben. Gespräche über gutes Leben. Funkelnder Sternenhimmel. Meeresrauschen zum Einschlafen. Barfuß herumlaufen.

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Vom Bauch des Esels und anderen Geschichten

jakob_luriganchoLima, Wüstendame am Meer. 10 Millionen Nachbarn. Beim Landeanflug erstrecken sich die Lichter unter uns bis zum Horizont. Schön sieht das aus. Tagsüber ist sehr grau, dicke Wolken und Nebel hängen über der Stadt,  „garúa“ genannt. Die Limenos, die Einwohner Limas, sprechen auch vom „grauen Bauch des Esels“. In der Tat hängt der Himmel manchmal so tief, dass man meint, ihn anfassen zu können. Aber bald wird es Sommer, dann wird Lima mit mehreren Monaten Sonnenschein und blauem Himmel belohnt.

Das sieht dann so aus:

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Die ersten Tage haben uns umgehauen: dichter Verkehr, Hochhäuser, Sand und Staub, grauer Himmel. „Lima, la horrible“. Aber man sollte Lima Zeit geben. Auf Entdeckungsreise gehen. Dann offenbart die Stadt nach und nach ihre schönen Seiten. Unsere persönlichen Highlights bisher:

  • die Menschen! Hilfsbereit, neugierig, optimistisch. „No te preocupes“ hören wir oft und gerne
  • Ceviche (Fisch) mit Aji (scharfer Soße) essen
  • San Juan de Lurigancho, Stadtteil im Norden mit knapp 2 Millionen Einwohnern. Laut, bunt, hier wohnen viele unserer Freunde
  • der Mercado los Vencedores in S.J. de Lurigancho
  • Mangos, die nach Mangos schmecken
  • Granadillas, Tunas, Chirimoya, Lucuma und andere Früchte, deren Namen wir vorher noch nie gehört haben
  • Salsa hören und tanzen
  • Cumbia-Mucke in den Minibussen und Taxifahrer als Fußballanalytiker
  • Mototaxis (sagt Jakob)
  • Parque Olivar. Tolle Kletterbäume (findet Ronja)
  • Inkacola (auf jeden! sagen Jakob und Ronja und Mattes. Eva enthält sich)
  • Surfen in Miraflores
  • Parillas (Grillabende) mit Carlos und Toni und Cusquena negra (Schwarzbier)
  • die Biokiste „Allin mikuy ayllu“ (Quechua für „gemeinsam Gutes essen“) und die Leute, die diese organisieren
  • Sonnenuntergang anschauen am Malecón
  • die Cafés Buenavista und Kulcafé
  • …y muchos más…

Wenn Peru eine Schatzkiste ist, dann ist Lima darin eine staubige Perle, die man glattpolieren muss, um sie funkeln zu sehen.

***

Über die Kinder kommen wir ständig ins Gespräch mit den Leuten, sie sind Tür- und Herzensöffner. Wir fallen auf mit der hellen Haut und Haaren, die Kinder gewöhnen sich allmählich daran, ständig angesprochen zu werden, Ronja übt sich in Kusshänden und Salsa-Popowackeln. Eso!

Es ist spannend, Lima und Peru mit den Augen der Kinder zu entdecken. Jakob hat 1000 Fragen: Was heißt „Eis“ auf Spanisch? Warum sitzen in den Autos so viele Menschen? Warum darf ich sogar vorne sitzen? Wieso haben die Leute so große Hüte? Warum putzt der Mann den anderen die Schuhe? Was ist deine Arbeit, Papa? Du passt auf das Wasser in Peru auf? Das will ich auch!

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Bienvenid@s!

Willkommen in Peru! Lima wird unser neues Zuhause sein in den nächsten Jahren. Mattes und ich waren schon einmal hier vor vielen Jahren, aber nur auf der Durchreise. Diesmal wird es eine ernsthafte Beziehung sein, also Lima und wir 🙂 Wir freuen uns auf die Zeit, die vor uns liegt! Costa, sierra und selva (Küste, Berge und Regenwald – die Klimazonen Perus) zu erkunden mit Jakob und Ronja wird eine ganz neue Erfahrung sein. Vamos! P1020968@Pola(20141116043417)_SW