Gutes Leben ganz ohne Ausbeutung der Natur

Extraktivismus, Post-Extraktivismus und Rechte der Natur. Dazu habe ich in der ersten Arbeitswoche nach dem Sommerurlaub einen Vortrag bei meinen Kollegen im Büro gehalten. Klingt abstrakt. Was verbirgt sich denn dahinter? Ein interessantes Modell, wie eine Gesellschaft und Volkswirtschaft ganz ohne Ausbeutung der Naturressourcen wunderbar zurecht kommen kann. Weshalb, wozu, wie, wann und wo habe ich mich zunächst auch gefragt und ein paar spannende Bücher dazu gelesen. Ein paar zentrale Gedanken dazu möchte ich gerne mit Euch teilen.

 

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In Perú, aber auch in gesamt Lateinamerika, werden seit der Kolonialisierung Naturressourcen (Gold, Kupfer, Erdöl, Guano, usw.) in großem Stil ausgebeutet (bzw. extrahiert, deshalb spricht man von Extraktivismus) und exportiert, vor allem nach Europa. Das war und ist die Grundlage für die europäische industrielle Entwicklung und ihren Wohlstand. Die lateinamerikanischen Länder sollten keine andere geopolitische Rolle spielen in der Weltordnung. Es diente ja der westlichen Entwicklung. Die von außen aufgedrückte und etablierte Abhängigkeit der lateinamerikanischen Länder vom Export und von diesem (Entwicklungs-)Modell hält bis heute noch an. Die Folgen sind neben der einseitigen ökonomischen Entwicklung Umweltbelastung, Landzerstörung und -vertreibung, uvm.

Weitere Infos hierzu sind dieser Artikel über die offenen Adern der Natur und dieses Video der Heinrich-Böll-Stiftung.

Wie kann sich ein Land wie Perú aus dieser strukturellen Abhängigkeit befreien, wie seine Menschen selbstbestimmter über ihren Entwicklungsweg entscheiden und dabei mehr in Einklang mit der Natur leben? Hinter dem Namen Post-Extraktivismus verstecken sich verschiedene reformerische Ideen und Konzepte, wie genau dies erreicht werden kann. Theoretiker wie Eduardo Gudynas und Alberto Acosta haben dazu einiges gedacht und geschrieben. In Ecuador und Bolivien ist diese Debatte, wie auch um Buen Vivir, weit fortgeschritten. Aber auch in Perú – so zum Beispiel beim RedGE (peruanisches Netzwerk für globale Gerechtigkeit) oder beim Red Muqui – wird dazu geforscht und mobilisiert. Und nicht nur aus Entwicklungsperspektive der lateinamerikanischen Länder, sondern auch vor dem Hintergrund der weltweiten Ernährungskrise, des menschgemachten Klimawandels und der vielzähligen Konflikte um Zugang zu Wasser und Land stellen den Extraktivismus und den Neoliberalismus in heftige Kritik.

Post-Extraktivismus bezeichnet eine Abkehr vom westlichen Entwicklungspfad, der ständiges Wachstum zum Ziel hat, auch über natürlich gegebene Grenzen hinaus. Post-Extraktivismus ist inspiriert von indigenen Weltanschauungen (Buen Vivir) und von Konzepten wie Post-Wachstum, De-Growth und Verzicht. Er fordert weniger Export, weniger Abhängigkeit vom Weltmarkt und weniger materiellen Konsum, da dieser ein treibender Faktor für Naturzerstörung ist. Kurz: Weniger ist Mehr. In Deutschland beschäftigt sich mit diesen Konzepten z.B. ein Oldenburger Professor [Nico Paech]. Seine These: „Grünes Wachstum“ gibt es nicht.

Post-Extraktivismus ist nicht nur bloßes Gerede oder Träumerei. Im Gegenteil. In Ecuador und Bolivien sind zum Beispiel die Rechte der Natur bzw. die Pacha Mama („Mutter Erde“ auf Quechua) gesetzlich verankert und Buen Vivir in der Verfassung festgeschrieben. Die konkrete Umsetzung dieser Konzepte steckt jedoch noch in den Kinderschuhen. Die Zeit wird zeigen, inwiefern sich im dominierenden neoliberalen Weltwirtschaftssystem alternative Ideen wirklich entfalten können.

Übrigens werden wir in diesem Jahr mit dem Red Muqui eine Konferenz über Extraktivismus und Landkonflikte organisieren und eine Kampagne zu alternativen Lebensstilen starten. Mehr Infos dazu später…

 

Immer Sonne in Lunahuaná

P1030147Die Sonne in Lima lässt auf sich warten. Manchmal wagt sie sich ein paar Stunden hervor, dann kommt wieder die graue Wolkendecke und deckt den Himmel zu. Heute ist der 1. Januar 2015 und wir wollen raus aus der Stadt, die Sonne suchen. Auf der Panamericana Sur fahren wir Richtung Süden. Alle fahren Richtung Süden, es sindBild 077 Sommerferien, die Stadtbewohner wollen ans Meer. Die ersten Strandorte südlich von Lima tragen schöne Namen wie Punta Hermosa (schöne Spitze) oder El Silencio (die Ruhe). Ruhig ist es dort jetzt nicht, es sieht aus wie in Rimini, Sonnenschirm an Sonnenschirm und tausend badende Menschen. Am Straßenrand verkaufen fliegende Händler Wasserbälle, Schwimmreifen, Klappstühle, Sonnenschirme. Aber der Himmel ist auch hier gemütlich grau. Wir fahren weiter Richtung Süden, vorbei an Bergen aus Sand und Wüste, bis Cerro Azul. Dann biegen wir links ab und fahren ins Tal des Rio Cañete hinein. Nach zwei weiteren Stunden Fahrt sehen wir am Horizont die Berge golden leuchten. Wir sind in Catapalla, einem Dorf hinter Lunahuaná. Hier hat sich die Sonne versteckt. Hier kann man wandern, raften, reiten oder einfach nur Wein trinken und faulenzen. Hier bleiben wir.

Ein paar Eindrücke von einer Woche in den Bergen.

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Zum Weiterlesen hier ein Klimareporter-Artikel über die Wasserressourcen im Cañete-Tal.