Es gab eine Zeit, da führten wir ein Kleinfamilienleben wie viele andere Menschen. Vater, Mutter, zwei Kinder, in einer kleinen Stadtwohnung. Einer studierte, eine arbeitete, wir organisierten unser Leben mit allabendlichen Absprachen, wer wann was macht, die Kinder abholt, den Babysitter anruft, wir machten täglich To-Do-Listen, wir kochten vor, wir gingen spätabends einkaufen, wenn wir eigentlich schon müde waren, oft waren wir erschöpft.
Manche Freunde von uns zogen in Wohnprojekte hinaus aufs Land, in Gemeinschaftshäuser, in große WGs. Bei manchen Projekten hatten wir Bilder von ständigen Plenums-Treffen vor Augen, Gemeinschaftskassen-Diskussionen und Konsens-Zwang. Erfahrungen aus eigenen WG-Zeiten. Wir blieben in unserer kleinen Wohnung und machten es uns dort gemütlich.
Gemeinsames Mittagessen in der Cordillera Blanca und geselliges Taxifahren in Lima
Dann zogen wir nach Lima. Hier leben die meisten Menschen in großen Familienbünden zusammen in oft kleinen Wohnungen. Wer es sich leisten kann, auch in größeren Wohnungen. Großeltern und Eltern und Tanten und diverse Cousins und Cousinen. Alleine zu wohnen kam uns auf einmal seltsam vor. Wir öffneten die Türen. Zuerst kamen Geschwistern und Eltern aus Deutschland, dann Freunde aus Peru, manchmal nur ein Wochenende, manchmal mehrere Wochen.
Momentan wohnen wir in unserer Wohnung mit 3 Erwachsenen und 4 Kindern. Täglich kommen Nachbarn oder Freunde vorbei, oft sitzen wir zu zehnt am Tisch. Wir machen immer noch To-Do-Listen, wir kaufen immer noch oft spätabends ein, und die Jonglage aus Jobs, Kindern, Haushalt und Freizeit ist immer noch herausfordernd. Aber jetzt haben wir Menschen ums uns herum. Einer spielt immer mit den Kindern, singt, denkt sich Theaterstücke aus von Piraten und Feuerwehrleuten und Gärtnern. Einer kocht immer. Einer hat immer was zu erzählen. Es ist wunderbar. Und ein Gedanke setzt sich zu uns an den Tisch, der sagt: so könnte es sein. Dass sich Menschen gegenseitig mehr unterstützen. Dass Menschen zusammen wohnen. Als Großfamilie, mit Freunden, als bunter Patchworkhaufen. Viva la sociabilidad 🙂