…sang Rudi Carrell vor vielen Jahren. „Schnell kann es geschehn und schon werden Wunder in Erfüllung gehn“. So gesungen, schon geschehen.
Als wir vor ein paar Wochen ein paar Sachen zusammenpacken, um das Wochenende im Sommerhaus unseres Vermieters zu verbringen (gracias Edwin!), ist es grau und kühl in der Stadt. Das Haus liegt im Fischer- und Ferienörtchen San Bartolo am Meer, nicht weit von Lima, gleiche Klimazone also. Wir denken an Nordseewetter und packen Mütze, Schal und Gummistiefel ein. Keinen Sonnenhut, keine Sonnencreme, keine Badehosen. Hätten wir mal. Denn als wir nach einer guten Stunde im wahrhaft schönen Sommerhäuschen von Edwin ankommen, lugt die Sonne durch die Wolken. Macht sich ganz breit am irgendwann ganz blauen Himmel. Wir blinzeln ungläubig nach oben. Ziehen Schicht um Schicht unserer Kleidung aus. Kaufen geschwind Sonnencreme. Eine nette Dame leiht den Kindern am Strand Strohhüte. Die Kinder buddeln Burgen. Mattes geht surfen. Eva kriegt Sommersprossen. Alle glücklich. Sommertag im Winter, schubiduuu.
Im richtigen Sommer, also im Februar, gab es einmal an einem anderen Strand in Lima (Playa Ancón) Proteste gegen die Abschottung der Reichen an den Stränden und die Diskriminierung derjenigen, die nicht zu dieser exklusiven Gruppe von Strandhausbesitzern gehören. An öffentlichen Stränden wie in Ancón, aber auch in Asia und La Punta, wurden Schilder aufgestellt, um unliebsame Besucher fernzuhalten. Seile, Zäune, aber auch Menschenketten und Wachleute unterteilten den Strand in verschiedene Abschnitte – einer für die reichen Anwohner, einer für den Rest. „El lugar es privado y solo para residentes“ rechtfertigen manche Besitzer der weiß getünchten Sommerresidenzen mit Meerblick dieses Vorgehen, der Strand sei privat und nur Anwohner dürften ihn nutzen. „Aber der Strand ist doch öffentlich“, sagen die anderen, wir haben genauso ein Anrecht darauf, hier zu sein.“

Apartheid am Strand – ein Seil trennt die Gruppen. Sonnenschirme waren zu diesem Zeitpunkt noch erlaubt. Ancón ist nur einer von mehr als 50 Stränden mit eingeschränktem Zugang für die Normalbevölkerung.
„Con Ollas y Sombrillas“ demonstrierte also eine Gruppe von Menschen im Hochsommer gegen die diskriminierenden Praktiken an den Stränden Limas. Töpfe (als Symbol für Essen) und Sonnenschirme deswegen, da beides am Strand verboten ist – für die gewöhnliche Bevölkerung. Die Anwohner hingegen haben Anspruch auf ihre fest installierten Palmwedel-Sonnenschirme und Liegestuhl-Service durch anliegende Clubs.
Letzen Endes geht es nicht nur um den Strand, um Sonnenschirme oder ob man Essen mitbringen darf. Es geht um tief sitzende rassistische Strukturen in Peru, um Privilegien und Machtverhältnisse, die nicht hinterfragt werden. Es geht um gesellschaftlichen Status aufgrund von Hautfarbe, um eine Gesellschaft, in der Menschen mit dunklerer Hautfarbe vor allem als Hausangestellte arbeiten, als Kindermädchen oder Kellner. Die Zeit des jahrhundertelangen Kolonialismus in Peru, des gesellschaftlich gepflegten Rassismus hat ihre Spuren hinterlassen. Zeit, etwas zu verändern.
Hier der link zu einem Artikel zu diesem Thema auf Plattform für kritische Berichterstattung aus Peru, LaMula.pe