

Schon zu Beginn der Nazca-Kultur (3. bis 5. Jh. v. Chr.) wurde an der Westküste Südamerikas Vogelmist als natürlicher Dünger verwendet. Die Inka waren beim Guanoabbau Mitte des 15. Jahrhunderts auf eine langfristige Nutzung und eine ständige Erneuerung des wertvollen Dungs bedacht. Zur Brutzeit der Vögel war es unter Androhung der Todesstrafe verboten, die streng bewachten Vogelinseln zu betreten oder gar einen Vogel zu töten. Um den Gott des Guanos Huamancantac milde zu stimmen, hinterlegten die Inkas vor jedem Abbau des Guanos Opfergaben auf den Inseln.
Der Export von Guano wurde im 19. Jahrhundert zur Haupteinnahmequelle Perus. Alexander von Humboldt hatte den Vogelmist Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa eingeführt. Seit 1840 boomte der Exporthandel des begehrten Stickstoff- und Phosphatdüngers. Hauptabnehmer war England, gefolgt von Frankreich, Deutschland und Belgien. So wie das Land heute auf den Mega-Bergbau setzt, boomte das Land damals mit dem Verkauf des natürlichen Super-Düngers. „Weißes Gold“ nannte man das Guano und baute es in rücksichtsloser Weise ab: bereits 1861 wurden 376.667 Tonnen peruanischer Guano in einem Wert von knapp 17 Millionen US Dollar verladen. Ohne Rücksicht auf die Natur belästigte man die Guano-produzierenden Kormorane auch während der Brutzeit und steigerte den Abbauertrag in rasantem Maße. Im Jahr 1870 wurden bereits 520.000 Tonnen Guano allein nach Deutschland exportiert.
Der Abbau von Guano bescherte Peru gewaltige Einnahmen, aber auch mehrere Handelskonflikte und einen Krieg (Salpeter- oder auch Pazifischer Krieg genannt, 1879 – 1883), in dem sich die Nachbarländer Chile, Peru und Bolivien über Nitratfelder und Landesgrenzen stritten und in Folge dessen Peru den südlichen Teil seiner Landesfläche und Bolivien seinen Zugang zum Meer verlor. 20.000 Menschen starben in diesem Konflikt.
Durch die rücksichtslose Ausbeutung der sogenannten Guano-Inseln waren die natürlichen Vorräte bald völlig erschöpft, die Zahl der Vögel war Anfang des 20. Jahrhunderts von 10 Millionen auf weniger als 1 Million gesunken. Heute stehen die Inseln unter strengem Schutz. Nur alle sieben Jahre dürfen 300 Mitarbeiter eines staatlichen Unternehmens für drei Monate auf den Inseln Guano abbauen. Ein paar einsame Nationalpark-Ranger wohnen auf den Inseln, ansonsten haben die Meeresvögel wieder ihre Ruhe. Salpeter wird heute fast ausschließlich synthetisch hergestellt.